Von Dorsch

WHAT THE FUCK

Es folgt das obligatorische Corona-Statement, das gerade jeder auf seine Seite knallt. Wir sind dabei wirklich unangenehm ehrlich. SHAME in 3, 2, 1 ...

Das ist doch alles ein Film hier, oder? Wir haben damals lang mit der Entscheidung gehadert, von Dorsch zu gründen und waren uns auch oft unsicher, ob das eine gute Idee ist. Die ersten Wochen zeigten uns, dass Vieles so funktioniert wie gedacht. Jeder von uns Dreien hat ein neues Level von Spaß an der Arbeit und frische Hoffnung in die Film- und Werbebranche erreicht. Mit viel Euphorie und Motivation durchlebten wir die ersten Wochen mit dem Wunsch, so langsam aus dem Gründungsstress zu erwachen und an einer gangbaren und familienfreundlichen Struktur zu bauen. Und Anfang März kam dann eine riesig große Möwe und schiss der ganzen Welt inklusive uns vor die Tür. Aus anfänglichen Gags und „ach, so schlimm wird das schon alles nicht”, wurde sehr bald angesichts der von den Regierungen ergriffenen Maßnahmen und dem darauffolgenden Abrauschen der Börse, allem voran aber der Tatsache, dass „daran jetzt irgendwie doch echt viele Menschen sterben” eine Unsicherheit, die sich bei uns wie wahrscheinlich bei allen regelmäßig abwechselt mit Zuversicht und dem panischen „Scheiße, Scheiße, Scheiße!“.

Dass das gerade fast überall so ist, merken wir in Freundeskreisen, bei PartnerInnen, ehemaligen Arbeitgebenden, MitbewerberInnen und auch bei unseren KundInnen. Aus anfänglicher Schockstarre auf allen Kanälen wurden recht früh Auftragsaufschübe und erwächst nun peu à peu die Einsicht, dass man jetzt wohl erfinderisch werden und umdenken muss. Deutschland muss sich auch innerhalb kürzester Zeit in Sachen Digitalisierung aus dem Jahr 2010 reißen und für 2020 gangbar machen. Unternehmen und ArbeitnehmerInnen, die noch nicht an Homeoffice-Strukturen gewöhnt sind, drücken wir in dieser Situation die Daumen – da kommt sicher viel Arbeit auf sie zu.

Unsere Familien blicken mit gemischten Gefühlen auf das, was wir hier mit dem frisch geschlüpften Dorsch durchleben müssen. Es könnten sich Zweifel breit machen, wenn man sieht, dass unser erster Impuls war, die Kulturszene und andere Unternehmen in unserem Umfeld zu unterstützen. Beides Dinge, in die die deutsche Gesellschaft genauso wenig investieren mag (mochte), wie für Bildung, Forschung und Gesundheit „Warum macht ihr das? Solltet ihr nicht erstmal euren Verdienst sichern und euch irgendwie nen Butter & Brot-Job in den Laden fahren?” Auch! Aber nicht nur. Die Gesellschaft – das sind wir und das bist Du – steht gerade vor einer großen Chance: Wenn wir jetzt anfangen, Dinge wirklich neu zu denken, haben wir die Möglichkeit, aus dieser Krise mit positiven Erkenntnissen und neuen Lösungsansätzen zu wachsen.

Wir sichern den Fortbestand unseres eigenen wirtschaftlichen Umfelds. Ist das schon Gemeinwohlökonomie? Vielleicht. Jedenfalls sehen wir einen Sinn darin, das Volksbad in Flensburg zu supporten, weil wir wissen, welche liebenswerte und äußerst wichtige Kulturszene sich um diesen Laden rankt. Auch sehen wir einen Sinn darin, eine Yogaschule zu supporten, um regionale Bewegungsangebote zu digitalisieren und für die anhaltende Isolation gangbar zu machen. Wir sehen einen Sinn darin, nun zu helfen. Das obwohl wir auch kleine Zahnräder sind und uns der Arsch auf Grundeis geht – das sei so ehrlich mal gesagt. Denn jeder kann sich denken, was ein Dreimannbetrieb in der Lage ist, in den ersten vier Wochen zu erwirtschaften.

IHR PRODUZIERT TROTZDEM NOCH?! SEID IHR BESCHEUERT? Ne, sind wir nicht. Bei allen Maßnahmen, die ergriffen wurden, wurde uns das Arbeiten noch nicht untersagt. Im Gegenteil. Man bekräftigt uns eher, weiterzumachen. Nicht außer Acht zu lassen sind hygienische Bestimmungen, an die wir uns strikt halten. Seit Mitte März findet unser Bürobetrieb im Studio auf Distanz oder höchstens zu zweit statt. Bei Dreharbeiten werden die Besetzungen auf das Nötigste heruntergeschraubt und Konzepte für größere, aber kontaktlose Dreharbeiten sind in Arbeit. Wir sind gefangen zwischen „wir müssen irgendwie unsere Familien ernähren” und „wir dürfen Menschen in unserem Studio nicht leichtsinnig gefährden”. Wir halten #stayinside also so gut ein, wie es nur irgendwie geht.

Abschließend haben wir noch ein paar wirklich wichtige Appelle an Dich:
#leavenoonebehind – kann man sich ausmalen, was gerade in den Flüchtlingslagern abgeht? Unterste hygienische Bedingungen. Dicht auf dicht. Schlechte medizinische Versorgung. Das ist gefährlich und menschenunwürdig. Bei allen Sorgen, die wir über unsere eigene Schwäche gerade haben, dürfen wir nicht außer Acht lassen, dass es Menschen gibt, denen diese Situation noch mehr zusetzt in einer ohnehin schon fürchterlichen Situation. Engagiert euch für die Evakuierung der Lager und sorgt für die Verhinderung einer humanistischen Katastrophe. Das ist keine Frage der Barmherzigkeit, sondern eine Frage der Pflichterfüllung als Mensch.

Auch in der Isolation sind Obdachlose und sozial Schwache auf Dich angewiesen. Du siehst sie vielleicht nur nicht. Vergiss die Menschen nicht. Auch alte, die nun gerade lieber nicht im Supermarkt herumturnen sollten, können Hilfe beim Einkaufen gebrauchen. #stayinside darf nicht zum Winterschlaf werden, in dem Du Dich komplett abschottest. Danke für Deine Aufmerksamkeit. Bleib wachsam und gesund.

Lukas, Jacob und Jasper

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